Zugsteuerung per WLAN [Video] [Update]

Vor wenigen Wochen hatte der Spur-G-Blog bei den LGB Freunden Niederrhein die Möglichkeit kurz mit Karl Grote zu sprechen. Einige Gartenbahner werden den Namen aus dem Spassbahn-Forum kennen. Zusammen mit einigen Mitstreitern hat Karl Grote dort das Projekt WLANcroc initiert.

[Update 10.03.2015] Den Seiten des Spassbahn-Forums ist zu entnehmen, dass das Projekt WLANcroc offensichtlich nicht aktiv fortgeführt wird. Bitte betrachten Sie diesen Artikel des Spur-G-Blogs als „historisches“ Dokument von 2012. [/Update]

Ziel des Projekts ist es einen WLAN-Decoder für Gartenbahnen zu bauen. In Krefeld konnte man bereits eine funktionsfähige Lokomotive sehen. Allerdings trägt der Projekt den Zusatztitel „zum Selbstbauen“ und so müssen die Projektteilnehmer einige Arbeit in ihre Bausätze stecken. Von Plug-and-Play ist das Projekt noch weit entfernt.

Aber welche Idee versteckt sich hinter WLANcroc? Mittlerweile haben viele Gartenbahner ein Smartphone in der Tasche. Smartphones sind viel mehr als ein Telefon. In den kleinen Kästen stecken richtige Mini-Computer. Kann das Smartphone nicht zum Steuern der Gartenbahnen benutzt werden? Ja, das geht! Dabei gehen Karl Grote und seine Mitstreiter aber einen anderen Weg als z.B. die im Spur-G-Blog vorgestellte App TouchCab für das iPhone. Bei TouchCab und vielen vergleichbaren Apps fungiert das Smartphone nur als Fahrregler, der die Befehle an die Zentrale schickt, die dann die entsprechenden Stromimpulse am Gleis generiert.

WLANcroc geht einen Schritt weiter. Wieso soll die Zentrale dazwischen geschaltet werden? Die Lok soll direkt per WLAN gesteuert werden! Das Projekt ist dabei so modular aufgebaut, dass die Versorgung des Lok-Decoders wahlweise vom Gleis oder einem Akku-Pack kommen kann.

Das die Idee funktioniert konnte man in Krefeld sehen. Die Technik könnte sogar eine große Zukunft haben. Auf Dauer werden WLAN-Decoder bestimmt zu einem Preis von deutlich unter 200 Euro erhältlich sein und damit nicht teurer sein als die heutigen DCC-Sounddecoder. Dafür spart der Smartphone-Besitzer aber die Anschaffung eines zusätzlichen Handsteuergeräts und einer Zentrale. So wird der Umstieg auf die Digitaltechnik für viele Analogbahner attraktiv. Im Idealfall gibt es später WLAN-Decoder die sich einfach auf die neue PluG-Schnittstelle stecken lassen. Der einzige Nachteil ist der fehlende Drehknopf für die Lok-Geschwindigkeit beim Smartphone. Wie der Spur-G-Blog in mehreren Hintergrundgesprächen erfahren hat, verlangen viele Kunden heute noch diesen Drehknopf. Da aber die Multi-Touch-Bedienung zur Zeit in ganz vielen Alltagsgeräten einzug hält, wird auch für Gartenbahner Multi-Touch in ein paar Jahren zum Alltag gehöhren.

Das Projekt ist aber weit von einem kommerziellen Einsatz entfernt. Zum einen müssen die Teilnehmer die verschiedenen Platinen selbst zusammen bauen. Im Projekt ist der modulare Aufbau sicherlich ein Vorteil – Endkunden möchten aber einen Decoder auf einer Platine haben die nur eingesteckt werden muss. Außerdem berücksichtigt die Smartphone-Software die Bedürfnisse der Bastler. Viele technische Informationen erscheinen im Display. Der normale Benutzer hingen möchte statt dessen lieber eine bunte und einfache Oberfläche haben – dass dies kein Problem ist zeigen die traditionellen Navigations-Apps wie TouchCab.

Wer sich informieren möchte findet im Link-Tipp die Homepage des Projekt, auf der die Diskussionsgruppe im Spassbahn-Forum verlinkt ist. Aber auch hier zeigt sich, dass das Projekt noch nicht für die große Masse geeignet ist. Zwar enthält das Forum alle wichtigen Informationen zu dem Projekt, aber diese sind über mehrere Seiten auf zahlreiche Beiträge verteilt.

Der Prototyp in Krefeld sah aber vielversprechend aus. Die Lok aufs Gleis stellen, das Smartphone zücken und los gehts. Das diese Vision Zukunft werden könnte wird in dem Projekt eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Interessant wird die Frage sein ob die Idee kommerziell aufgegriffen wird. Auf der einen Seite macht der WLAN-Decoder klassische Zentralen und Fahrregler für viele Gartenbahner überflüssig – was die Digitalhersteller natürlich mit gemischten Gefühlen betrachten werden. Auf der anderen Seite müssten die Projektteilnehmer den Spagat zwischen dem technisch machbaren und dem kommerziell realisierbaren finden. Auch wenn das Projekt im aktuellen Zustand nicht die breite Masse der Gartenbahner anspricht – es wird sich lohnen die Entwicklung im Auge zu behalten.

Link-Tipp: WLANcroc

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