Ein Blick auf die neue PluG-Schnittstelle

Wie bereits im Mai berichtet, hat sich die RailCommunity, dass ist der Verband der Hersteller Digitaler Modellbahnprodukte, auf eine neue Decoder-Schnittstelle für den Großbahnbereich geeinigt. Auf der Homepage der RailCommunity ist die Norm als kostenloser PDF-Download unter dem Namen RCN – 123 erhältlich. Der Spur-G-Blog hat sich die Norm etwas genauer angeschaut:

PluG, so der Name der Steckverbindung, soll das Digitalisieren von Lokomotiven für Hersteller und Anwender einfacher machen. Der Traum: Wenn alle Lokomotiven eine PluG-Schnittstelle besitzen, kann jeder Decoder durch einfaches aufstecken angeschlossen werden – unabhängig vom Hersteller der Lok oder vom Decoderhersteller. Damit könnte jeder Laie eine Lok in wenigen Minuten digitalisieren.

Dafür spezifiziert die PluG-Norm als erstes die mechanische Schnittstelle. Durch den Einsatz unterschiedlicher Buchsen und Stecker wird erreicht, dass die Decoder verpolungssicher angeschlossen werden können: Der Decoder passt nur in eine Richtung auf die Schnittstelle. Als zweites wird die Belegung der einzelnen Pins und die Größe eines Standarddecoders festgelegt. Bei diesem „Standarddecoder“ handelt es sich jedoch nicht um einen echten Decoder – er definiert nur die Maße die ein Decoder haben darf. Dadurch wissen die Lokhersteller, wie viel Raum sie für den Decoder in ihrem Modell einplanen müssen.

Bei der Größe des Standarddecoders wird deutlich, dass die Planer der Norm auch wirtschaftliche Aspekte im Auge hatten. Die Norm soll für die Spurweiten 0, 1, II und G gültig sein. Daher darf der Standarddecoder maximal 2,5 cm breit und in der Mitte bis zu 1 cm hoch sein. Die maximale Länge hängt von der Schnittstellenvariante (s.u.) ab und beträgt zwischen 3cm und 7cm. Alle Besitzer kleiner Lokomotiven werden diese Maße freuen. Wer sich aber die aktuellen Sounddecoder im Gartenbahnbereich anschaut stellt fest, dass alle die Maße des Standarddecoders deutlich überschreiten. Im Gespräch mit dem Spur-G-Blog zeigte sich aber ein Decoderhersteller recht zuversichtlich, dass sich alle Funktionen der aktuellen Decoder auf das Maß des Standarddecoders unterbringen lassen.

Die eigentliche Schnittstelle gibt es in drei Varianten:

  • Als PluG-16 besitzt die Schnittstelle 16 Kontakten. Sie ist für Lokdecoder bis 1,5 A und 7 Funktionsausgängen vorgesehen.
  • Als PluG-20S sind 30 Kontakte vorgesehen. Motoren können mit bis zu 3A angesteuert werden, 12 Funktionensausgänge und Soundanschlüsse sind verfügbar.
  • Als PluG-30SD stehen sogar 50 Anschlüsse zur Verfügung, von denen sechs Stück für zukünftige Anwendungen reserviert wurden. Neben 3A-Motoren können 17 Funktionsausgänge und Dual-Sound an die Schnittstelle angelegt werden.

Die Steckverbindungen sind laut Norm so ausgelegt, dass sie kurzfristige Ströme mit doppelter Belastung (d.h. also bis 6A) aushalten. Da die Pinbelegung in der Norm auf S. 5 übersichtlich in einer Tabelle zusammengefasst ist, verzichtet der Spur-G-Blog hier auf eine Kopie der Tabelle.

Auf der Decoder-Seite gibt es natürlich auch PluG-16 und PluG-30SD-Decoder. Interessant ist dort die PluG-20-Variante. Dort kann es drei verschiedene Decoder geben. Ein kombinierter Motor- und Sounddecoder wird unter der Bezeichnung PluG-20S geführt. Aber es wird auch reine Motordecoder unter dem Namen PluG-20 geben. Für die Soundnachrüstung dieser Decoder wird es reine Sounddecoder unter dem Namen PluG-S geben. Diese sind aber nur in Kombination mit einem PluG-20 sinnvoll. Somit bleibt die Wahlmöglichkeit für den Anwender (ob mit oder ohne Sound) weiter erhalten.

Prinzipiell wird es möglich seinen eine kleinere Decoder-Variante (z.B. PluG-16) in eine größere Schnittstelle zu stecken (z.B. PluG-20S). Natürlich ist der Funktionsumfang auf die Merkmale des kleineren Decoders beschränkt. Zu beachten ist dabei jedoch, dass die kleine Variante laut Norm nur auf 1,5A vertragen muss während die größere Variante 3A Dauerstrom verträgt. Theoretisch ist es auch möglich einen größeren Decoder auf eine kleinere Schnittstelle zu stecken. Da jedoch der virtuelle „Standarddecoder“ der PluG-16-Variante ein deutlich kleineres Raummaß hat, wird dies nur bei wenigen Lokmodellen auf Grund der Maße klappen.

PluG bringt in den großen Varianten alles mit, was ein Gartenbahner braucht. Die US-Bahner werden jedoch bedauern, dass nur ein kurzzeitiger Strom von 6A möglich ist. Größere amerikanische Dieselloks benötigen manchmal deutlich mehr Strom, als die Norm hergibt.

Nach dem die Norm fertig ist, besteht jetzt das klassische „Ei-Huhn“-Problem. Für die Decoder-Hersteller macht PluG nur Sinn, wenn die Schnittstelle in Lokomotiven eingebaut ist. Lok-Hersteller werden die Schnittstelle aber nur einbauen, wenn es für sie einen Vorteil verspricht und passende Decoder lieferbar sind.

Im Gespräch mit dem Spur-G-Blog kündigte Massoth an, den dieses Jahr neu angekündigten eMotion XL Decoder sowohl als PluG-Decoder als auch mit Schraubklemmen auf den Markt zu bringen. Auch Dietz Modellbahntechnik wird passende PluG-Produkte in 2012 anbieten. Bei den Lok-Herstellern hat Train Line Gartenbahnen auf seiner Homepage angekündigt die HSB Dampflok mit PluG auszuliefern. Die ersten Schritte zur Markteinführung sind also geplant. Es wir spannend zu sehen, ob die Hersteller jetzt die Norm zügig umsetzen.

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