Sommerserie: Alternative Train Control WLAN

Train Control WLAN: Diese Zusatzplatine wird auf den Raspberry Pi aufgesteckt - Quelle: Train Line Gartenbahnen

Train Control WLAN: Diese Zusatzplatine wird auf den Raspberry Pi aufgesteckt – Quelle: Train Line Gartenbahnen

Der in der Sommerserie vorgestellte klassische Weg zur Digitalisierung einer Gartenbahnanlage führt über eine Digitalzentrale. Dies ist aber mit einer hohen Anfangsinvestition verbunden, die einige Analogbahner vom Umstieg abhält.

Train Line Gartenbahnen geht mit seiner neuen digitalen Funktsteuerung „Train Control WLAN“ ein vollkommenen neuen Weg. Statt einer Digitalzentrale wird das vorhandene Android oder iOS Smartphone verwendet. Die Rechenleistung moderner Smartphones ist so groß, dass es die Aufgaben einer Digitalzentrale problemlos bewältigen kann. Außerdem ist ein Funknetz über WLAN automatisch mit dabei.

Sofern ein passendes Smartphone vorhanden ist, benötigt der Gartenbahner nur noch einen Train Control WLAN Decoder – herkömmliche Digitaldecoder funktionieren mit dem System nicht. Der Train Control WLAN Decoder besteht aus einem Raspberry Pi Minicomputer, einem WLAN Stick und einer Motorsteuerplatine. Das Set wird fertig ausgeliefert, so dass die Kunden nur noch den Motor und die Funktionsausgänge anschließen müssen. Die Stromversorgung kann entweder über das Gleis oder mit Hilfe von Akkus erfolgen. Wer sich für die Stromversorgung per Gleis entscheidet muss seine Anlage nicht umbauen. Jedoch empfiehlt Train Line dann seinen Gold Cap Puffer für 30 Euro einzubauen, da bei einem Stromverlust der Minicomputer neu booten muss. Wer sich hingegen für eine Akku-Lösung entscheidet kann in Zukunft auf das Putzen der Gleise verzichten…

Alle Train Control WLAN Decoder werden mit einem QR-Code ausgeliefert. Dieser muss nur vom Android Smartphone eingelesen werden und schon kann die Fahrt los gehen. Nutzer von iOS-Geräten, wie dem iPhone, müssen sich neben der Installation der App noch etwas Mühe machen, bevor die passende Konfigurationsdatei für Train COntrol WLAN installiert ist.

Mit Train Control WLAN können bis zu 250 Lokomotiven gleichzeitig gesteuert werden. Dazu muss zusätzlich ein WLAN-Router installiert werden. Die Decoder verfügen über acht Funktionsausgänge. Zur Zeit unterscheiden sich die Decoder nur von der Leistung, wie die Tabelle zeigt:

6051000 Basispaket S 1A 150 Euro
6051001 Basispaket L 5A 180 Euro
6051002 US-Powerpaket 10A 250 Euro

Hinzukommen noch wenige Euro für die App.

Die Train Control WLAN Decoder sind reine Motordecoder, verfügen aber über eine SUSI-Schnittstelle. Über diese lassen sich konventionelle Soundmodule der bekannten Hersteller anschließen. Somit kann Train Control WLAN auf eine Vielzahl von professionellen Sounds zurückgreifen.

Das System ist allerdings erst seit wenigen Wochen in der Auslieferung. Bereits geplant sind Weichen- und Signaldecoder. Im Gespräch mit dem Spur-G-Blog peilte Meik Schröder von Train Line Gartenbahnen den Dezember 2014 als Auslieferungstermin an. Aber selbst ein Drehscheibendecoder ist möglich – auf Youtube findet man ein Video mit dem „Proof of concept“.

Die Größe der Raspberry Pi-Basisplatine beträgt 85,6 mm × 56 mm × 21 mm. Auf diese Platine wird von Train Line eine Zusatzplatine (s. Foto) für die Motorsteuerung aufgesteckt. In viele Spur G Lokomotiven lassen sich die Decoder einbauen. Bei kleineren Loks kann es jedoch zu Platzproblemen kommen. Laut Aussage von Train Line passt der Decoder zum Beispiel bei die Stainz von LGB nur ins Führerhaus. Anschließend schaut die SD Karte noch ein wenig an der Seite heraus.

Die mitgelieferte Steuerungsapp ist funktional aufgebaut. Allerdings gefällt dem Spur-G-Blog die grafische Umsetzung nicht. Sollte Train Line jedoch das Kommunikationsprotokoll veröffentlichen, wird es in der nächsten Zeit sicherlich Anbieter geben, die ihre Software an Train Control WLAN anpassen. Neben einer schöneren Oberfläche sollten dann auch mehr Betriebssysteme und Hardwareplattformen unterstützt werden.

Wer nur mit der Digitalisierung experimentieren möchte, findet bei Train Control WLAN genau den richtigen Decoder. Eine komplette Anlage kann man heute noch nicht auf Train Control WLAN umstellen – allerdings arbeitet man in Bünde mit Hochdruck an der Vervollständigung des Systems.

Wer langfristig plant muss jedoch auch den Preis im Blick halten: Bei den DCC-Zentralen kann man bis zu 2.000 Euro für das Grundsystem mit Fahrregler ausgeben. Diese Investition fällt bei Train Control WLAN natürlich weg. Allerdings findet man bei den DCC-Lokdecoder in der Preisklasse von 180 Euro bis 200 Euro hochwertige Produkte, bei denen der Sound schon integriert ist. Bei Train Control WLAN muss ein SUSI-Soundmodul extra gekauft werden. So findet man im Onlineshop von Train Line ein passendes Soundmodul für 70 Euro. Bei einer größeren Loksammlung schmilzt der Preisvorteil schnell dahin. Außerdem lohnt es sich zu schauen, welche Modelle aus dem eigenen Besitz zum Beispiel schon werksseitig mit einem MZS-Decoder ausgerüstet sind. Bei DCC-Zentralen benötigen diese Loks keinen zusätzlichen Decoder.

Auf alle Fälle ist Train Line Gartenbahnen ein interessantes Produkt gelungen. Wenn das System in den nächsten Jahren komplettiert wird, ist es eine interessante Alternative zum DCC-Ansatz.

Link-Tipp: www.train-line45.de

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit Digital verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.